Photo: SPÖ-Parlamentsklub/Kurt Prinz
Selbst setzt sie ihre Forderungen aber nicht um.
32 Stunden meinen Rendi-Wagner und ihre Genossinnen und Genossen, 32 Stunden wären genug.
Und das natürlich bei vollem Lohnausgleich.
Das würde Arbeitsplätze schaffen.
Von 40 auf 32 Stunden bei gleichem Gehalt – wie geht das?
Die Arbeitnehmer arbeiten 20% weniger als vorher. Rendi-Wagner und die SPÖ erhoffen sich durch diese Maßnahme die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen. Man geht natürlich davon aus, dass nicht in 32 Stunden die Arbeit von 40 Stunden gemacht werden kann. Es müssen also zusätzliche Arbeitskräfte eingestellt werden. Nämlich 25% zusätzlich, um die 8 fehlenden Stunden von insgesamt 40 Stunden „abdecken“ können.
125 MitarbeiterInnen statt 100.
Stellen wir eine kleine Rechnung an, also nur ganz grob gedacht und berechnet: Sind in einem Betrieb nun – sagen wir der Einfachheit halber – 100 MitarbeiterInnen beschäftigt, dann werden bei der Umstellung auf die 32-Stunden-Woche nunmehr 125 MitarbeiterInnen benötigt. Diese benötigen einen Arbeitsplatz. Das heisst zum Beispiel im Bürobereich Schreibtisch, Sessel, Telephon, EDV und so weiter. Und Quadratmeter. Man kann ja nicht einfach mehr MitarbeiterInnen in die bereits „besetzen“ Räumlichkeiten unterbringen. Das wäre wahrscheinlich Anlass für die Gewerkschaft einzuschreiten.
EDV, Schreibtisch, Sessel, Telephon und so weiter werden vielleicht, vorausgesetzt der Betrieb ist liquid genug, kein Problem darstellen, der Platzbedarf jedoch schon. Muss das Unternehmen übersiedeln? Müssen Industriegebäude aufgestockt werden? Welche Maßnahmen sind notwendig und welche sind überhaupt möglich. Wie wäre das zum Beispiel bei Unternehmen wie der Post? Hier müßte man dann auch den Fuhrpark um 25% aufstocken. Also ist es doch nicht so einfach, die Umstellung von 40 auf 32 Stunden Wochenarbeitszeit. Aber egal.
Die SPÖ fordert und wartet ab.
„Eigeninitiative ist etwas schönes“, hat mein Mann einmal gesagt. Ja, ist sie. Und – man muss ja nicht warten, bis jemand einen entsprechenden Antrag im Nationalrat einbringt oder ein diesbezügliches Gesetz beschlossen wird. Man kann es ja trotzdem tun.
Denn: ich kann meine ArbeitnehmerInnen jederzeit besser stellen, als das geltende Österreichische Recht, also das Gesetz, es vorsieht. Man darf sie nicht schlechter stellen, aber man kann ja zum Beispiel auch statt 5 Wochen Urlaub im Dienstvertrag ganz individuell 8 Wochen Urlaub pro Jahr vereinbaren, oder nicht nur 14 Gehälter pro Jahr sondern 16 Gehälter, oder eine private Zusatzversicherung im Bereich der Gesundheit oder eine Firmenpension. Das ist alles möglich. Alles, was zum Grundsätzlichen dazukommt, also zu dem, was gesetzlich vorgeschrieben ist als Benefit dazukommt, ist erlaubt. Also kann jedes Unternehmen weniger Arbeitszeit bei gleichem Lohn vereinbaren. Das steht jedem frei.
Warum tut es die SPÖ dann nicht?
Die SPÖ hat die Möglichkeit das alles ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen anzubieten. Auch die 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Da wird sich sicher niemand aufregen.
Man könnte einmal mit den MitarbeiterInnen im SPÖ-Club beginnen, dann in den SPÖ-Clubs der einzelnen Länder, in den Gemeindeämtern der Gemeinden mit SPÖ-Bürgermeistern. Dann könnte man zum Beispiel im Bereich der Gewerkschaften (vielleicht mit Ausnahme der Beamten-Gewerkschaft) dieses neue Arbeitszeitmodell einführen und die Anzahl der MitarbeiterInnen erhöhen. Oder zum Beispiel bei den Kinderfreunden, der Mietervereinigung, dem VKI, dem SWV oder der Volkshilfe. Das sind nur einige von vielen Unternehmen und Organisationen, wo die SPÖ ihre Forderung umsetzen könnte, also überall dort, wo sie selbst „am Ruder ist“, „das Sagen“ hat oder Einfluss hat.
In Wien wären das zum Beispiel die Wiener Stadtwerke mit ihren 15.000 Mitarbeitern. Setzt man dort die 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich um, dann würden – vereinfacht gerechnet – sofort 3.750 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Natürlich würden dann die Kosten der Wiener Stadtwerke steigen – zumindestens um 25% – und irgendjemand muss diese höheren Kosten auch tragen. Aber darüber machen wir uns jetzt noch keine Gedanken bei der SPÖ.
Gehen Sie mit gutem Beispiel voran, Frau Rendi-Wagner.
Zeigen Sie allen, wie es geht.
Machen Sie es vor.
Wir warten.