Liebe, Frieden und Michaela.

1982.

Nicole.
Und der Friede.
Sie sang sich zum Sieg.
Mit Liebe und Frieden.
Und mich machte sie fertig.
Mit den Nerven.
Aber nicht direkt.
Da gab es jemanden, der konnte das viel besser.

Michaela.

Michaela konnte Gitarre spielen.
Zumindest tat sie so.
Also die 3 Akkorde, die sie immer rauf und runter spielte, die saßen.
Und ihre Begeisterung war groß: für die katholische Jugend, für Nicole, für Liebe und für Frieden.

Wir verbrachten viel Zeit zusammen.
In der Schule.
Und es war eigentlich ganz friedlich.
Aber – als sich Nicole zum Sieg spielte, war Schluß mit Friede.
Denn – Michaela war besessen.
Von Nicole, von Liebe und Frieden.



In der Religionsstunde, in der Musikstunde, in der Klassenvorstandsstunde, wann auch immer es sich ergab, Michaela hatte ihre Gitarre immer dabei – und – sie sang – von Liebe und Frieden.

Ihr Haar trug sie beinahe wie Nicole.
Den Kopf hielt sie immer schief, um eine gute Sicht auf ihre linke Hand zu haben, die sich furchtbar dabei anstrengte, zwischen den 3 verschiedenen Akkorden zu wechseln.
Meist fiel dann das Haar auf der rechten Seite nach vorne.
Das sollte cool aussehen.
Und weil ihre Fingernägel nicht die besten waren, hatte sie immer – ganz professionell – ein Plektrum dabei.
Das war dazu da, die Akkorde noch kratziger klingen zu lassen.

Als das Schuljahr endlich vorbei war, dachte ich nur – bitte ein anderes Lied – irgendein anderes Lied soll die Welt erobern – in diesen Ferien.
2 Monate wären ja genug Zeit dafür.
Dachte ich.


Und so verbrachte ich 2 heiße Monate voller Hoffnung.
Anfang September war es so weit.
Schulbeginn.
Die obligatorische Messe zu Schulanfang in der Kirche.

Ich dachte mir nicht viel.
Eigentlich dachte ich mir gar nichts.
Ich setzte mich hin und wartete.
Schaute mich um.
Und da – oh nein – da links, da saßen sie.
Mehrere junge Menschen mit Gitarren. Michaela und andere.
Und ja – kaum war die Messe eröffnet, ging es los.

Da war es wieder.
Dieses Lied.

Mein Friede war zu Ende.

Weitere Blogs zu ähnlichen Themen:

Die böse Birgit.
Das ist traurig.
Leben als Frau in Hohenau.
Der Müll, der Nöli und wir.
Die weiss alles besser.
Das Ende.
Das ist kein Fest.

Schreibe einen Kommentar