Anläßlich der Gemeinderatswahl 2020 habe ich alle Parteien, die in Hohenau an der March kandidieren, um ein Interview gebeten.
„Ein gutes und freundschaftliches Miteinander wollen auch wir Hohenauer GRÜNE.“ So liest man in der Aussendung der Grünen Hohenau im Dezember 2010.
Keine Freundschaft.
Nun – dieses freundschaftliche Miteinander habe ich nicht so richtig erlebt. Irgendwie war’s nicht da. Zuerst einmal sind die Grünen Hohenau sehr schwer zu erreichen. In den beiden letzten Aussendungen war lediglich eine Adresse (die der Blumenhandlung des Spitzenkandidaten) zu finden, aber keine Telephonnummer oder E-Mail-Adresse. Meine Anfrage bezüglich eines Interviews über die Facebook-Seite der Grünen Hohenau ist nicht beantwortet worden. Die Listen-Zweite, Mag. Elisabeth Ziernhöld, hat mich auf den Spitzenkandidaten, Christian Schimek, verwiesen.
Interview erst nach der Wahl.
Meine telephonische Anfrage bezüglich eines Interviews hat ihm irgendwie nicht gefallen. Man würde vor der Wahl keine Interviews geben, erst nach der Wahl. Es stünde sowieso alles in den beiden „Zeitungen“, und ich könne mich ja auf der Webseite www.klimabuendnis.at informieren.
Tja, so ist es nicht, dass alles in den Zeitungen der Grünen steht, denn ich habe schon noch Fragen zu den Inhalten der beiden Zeitungen. Manches ist da nicht so klar, und da würde ich schon gerne nachfragen. Und da ist Christian Schimek dann doch bereit, mit mir zu sprechen.
Fossile Brennstoffe.
Da die Grünen ja gegen Gasbohrungen sind, frage ich jetzt einmal nach, wie der Spitzenkandidat der Grünen heizt. Zuhause würde er mittels Holzspeicherofen heizen, aber nur 2 oder 3 Räume. Die anderen würden nicht beheizt werden. Und das Geschäft würde er gar nicht heizen. Wenn es wirklich kalt ist, hätte er eine Ölheizung, zur Not. Mit dieser Antwort kann ich leben, auch wenn hier hie und da fossile Brennstoffe zum Einsatz kommen. Allerdings weiss ich, dass es für die Gebäudesubstanz nicht optimal ist, wenn so gut wie nicht geheizt wird, weil das wiederum aufwendige Sanierungen notwendig macht, die dann die Umwelt unnötig belasten. Interessant wäre auch zu erfahren, mit welcher Art von Brennstoffen die anderen drei Kandidaten der Grünen heizen.
Garten, Grün, Wald und Natur.
In einer der Zeitungen wird der Spitzenkandidat vorgestellt und seine Nähe zu Garten, Grün, Wald und Natur thematisiert, die ihn offenbar als glaubwürdigen Vertreter der grünen Idee qualifizieren soll. Da interessiert mich natürlich sein Blumen- und Pflanzensortiment. Das ist ihm nicht recht, weil seine Blumen und Pflanzen nicht aus eigener Gärtnerei stammen, sondern zugekauft sind. Zu meiner Frage nach der Herkunft der Blumen und Pflanzen meint er nur, dass sie natürlich auch aus dem Ausland kommen würden, da es ja zum Beispiel im Winter keine Blumen bei uns gäbe.
Was ist eigentlich bio?
Wie es bei den Gemüsejungpflanzen aussehen würde, frage ich. Ob er hier auch Biopflanzen anbieten würde. Ja, meint Christan Schimek, die würden in Bio-Erde wachsen. Das interessiert mich jetzt näher. Denn: Eine „Bio-Pflanze“ muss schon mehr Kriterien als „Bio-Erde“ erfüllen. Nur die scheint er nicht so gut zu kennen. Auch kann er mir nicht sagen, wer die Bio-Gemüsejungpflanzen, die er verkauft, als solche zertifiziert hat. Er weiss auch nicht, was ein Biozertifikat ist, wer es ausstellen darf und wo man es im Internet abrufen kann. Kann es sein, dass er die Voraussetzungen für den Erhalt eines Biozertifikats gar nicht kennt, frage ich. Und so wird es nun etwas turbulent, und Christian Schimek meint: „Ich werde im Frühling die Pflanzen für Dich aufbahren, damit Du sie kontrollieren kannst.“
Bio-Nahversorger.
Da den Grünen ja die biologische Nahversorgung wichtig ist, frage ich, wie er das so macht mit der Nahversorgung, der biologischen. Er würde sich bemühen, heimische Produkte zu kaufen, meint Christian Schimek. Nun – der einzige biologische Nahversorger in Hohenau ist mein Hofladen (ich bin Landwirtin im Nebenerwerb): Bio-Birgit. Diesen hat der Grüne Spitzenkandidat aber noch nie besucht. Auf meine Frage, warum er das nicht tut, meint er, ich hätte ja auch noch nie eine Bio-Gemüsejungpflanze bei ihm gekauft und: „Wir brauchen nur kleine Mengen.“
Gut, dass man bei der Bio-Birgit auch ganz kleine Zwiebel kaufen kann. In kleinen Mengen. Einzeln. Und gut, dass es bei der Bio-Birgit Bio-Gemüsejungpflanzen gibt, rund 10.000 jedes Jahr. Selbst gezogen. Im eigenen Gewächshaus. Aus zertifiziertem Bio-Saatgut, in zertifizierter Bio-Erde, und insgesamt geprüft, kontrolliert und zertifiziert von einer Biokontrollstelle.
Aber das weiss er nicht. Er war ja noch nie da. Beim biologischen Nahversorger in seiner Gemeinde.
Gerne hätte ich noch mehr gefragt. Der Spitzenkandidat der Grünen Hohenau hat es aber vorgezogen, einfach aufzulegen und so das Telephonat abrupt beendet. So kann ich nur noch auf die Inhalte der beiden Zeitungen der Grünen Hohenau eingehen, zu denen ich auch die Kandidaten der anderen Parteien befragt habe.
Undemokratische „Abwahl“.
Nun – da müssen sie noch etwas an ihrem Demokratieverständnis arbeiten, die Grünen. Hier sollte man sich wirklich einmal mit der NÖ Gemeindeordnung auseinandersetzen, was auch dringend anzuraten ist, wenn man für ein Mandat im Gemeinderat kandidiert.
Bürgermeister Wolfgang Gaida meint dazu: „Undemokratische Abwahl sind zwei Worte, und beide sind falsch. Wenn jemand auf sein Amt verzichtet, ist es keine Abwahl. Und – selbst wenn kein Verzicht vorgelegen hätte, und es zu einer Abstimmung gekommen wäre, die 19:1 ausgegangen wäre, wäre das eine Entscheidung mithilfe eines sehr demokratischen Instrumentes, das die Gemeindeordnung für derartige Situationen vorsieht, gewesen.
Bauernmarkt.
Die Grünen Hohenau treten für eine Erweiterung des Bauernmarktes im Zentrum von Hohenau ein. Bisher hat sich – soweit ich weiss – niemand für einen Stand interessiert, ausser die 3 Bauern/Bäuerinnen, die bisher dort verkauft haben. Aktuell sind es nur noch 2 Bauern/Bäuerinnen. Der Spitzenkandidat der SPÖ, Bürgermeister Wolfgang Gaida meint dazu, er habe nicht mehr aktiv nach einem dritten Anbieter gesucht, weil er denkt, dass sich die zwei verbliebenen Anbieter und andere Direktvermarkter dann leichter tun, mit dem, was der Standort abwirft.
Dem kann ich einiges abgewinnen. Denn selbst die Grünen Hohenau sind der Meinung, dass durch die neuen Supermärkte, sprich durch weitere Anbieter im Lebensmittel- und Non-Food-Bereich ansässige Betriebe unter Druck kommen. Also wozu dann den Bauernmarkt erweitern? Es ist bei einer Erweiterung kaum mit einem Zuwachs von Kunden zu rechnen. Wohl aber damit, dass die jetzigen Anbieter weniger Umsatz machen, und dann eventuell ihre Waren nicht mehr in Hohenau anbieten möchten.
Bohrungen nach Gas.
Diese Bohrungen werden von den Grünen massiv kritisiert. Dazu meint Wolfgang Gaida: „Wenn man selbst mit Gas heizt, sollte man sich bewusst sein, dass es auch gesucht und gefördert werden muss.“ Besonders was den Verbrauch von Wasser und die Kosten dafür betrifft herrscht bei den Grünen grosse Aufregung. Das verwundert wiederum Wolfgang Gaida. Denn es gab diesbezüglich ein aufklärendes Telephonat mit den Grünen. Und zwar schon vor Erscheinen der Zeitung. Bürgermeister Gaida meint dazu: „Die Anlage ist bewilligt und benötigt Wasser. Bevor es von weiter weg hertransportiert werden muss, was ja umweltschädlich wäre, stellen wir es lieber zur Verfügung. Bezahlt wird der normale m3-Preis, wie sonst auch, also sind es auch Einnahmen für die Gemeinde.“ Die Grünen sollten auch bedenken, dass auf der Bohrstelle Menschen sind, die ihre Arbeit machen. Und diese Menschen haben auch Bedürfnisse wie z.B. Hände waschen, Duschen oder eine Toilette zu benutzen.
Natur im Garten Gemeinde.
In diesem Zusammenhang meinen die Grünen „Wie passt das alles mit dem Plan des Bürgermeisters, eine „Natur im Garten Gemeinde“ zu werden, zusammen?“ Nun denn: da haben die Grünen etwas verpasst. Hohenau ist bereits eine „Natur im Garten Gemeinde“. Vizebürgermeister Dieter Koch, Referent für Natur, Umwelt und Energie, hat bereits im April 2019 die Plakette überreicht bekommen.
Aber nun zurück zur Frage: „Wen würden die Grünen wählen?“
Na wen wohl?
Mich, natürlich, mich, die Bio-Birgit.
Ich heize mit Holz und Pellets, habe eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, ich fahre mit dem Rad, ich kaufe mir kein neues Auto, ich baue mein Gemüse selbst an, und zwar bio, sogar Bio-Jungpflanzen ziehe ich und verkaufe sie. Ich vermehre Weiden und Beerensträucher und setze sie in meinen Garten. Für die Bienen, die Insekten und die Vögel. Ich pflücke meine Blumen bei mir im Garten oder auf meinem Feld. Und im Winter bastle ich sie aus Papier. Und wenn mein Mann mir Blumen schenkt, bringt er mir – ja genau – Sonnenblumen von seinem Acker. Manchmal mit Wurzeln – aber das ist ein Thema für einen anderen Blog.
Interviews mit den Kandidaten der anderen wahlwerbenden Parteien folgen in Kürze.
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