Erntedank in Hohenau.

Da gibt es Menschen, die ihr ganzes Leben nach der Natur ausrichten. Sie dreschen bei 40 Grad das Korn oder bringen bei nicht weniger Hitze das Heu ein. Sie richten ihr Leben nach den Bedürfnissen der Tiere, die bei Ihnen am Hof leben, aus.
Sie kennen keinen Feierabend, kein Wochenende und keine Feiertage. Die Natur bestimmt ihr Leben.

Diese Menschen nennt man Bauern.


Das Erntedankfest in Hohenau.

Gestern war es so weit. Erntedank in Hohenau. Trotz Corona hat man das Erntedankfest stattfinden lassen. Im Vorfeld gab es viele Stimmen, es doch zum Schutze aller einmal ausfallen zu lassen. Nur ein einziges Mal. Nein. Es musste stattfinden.

Das Erntedankfest ist das am besten besuchte kirchliche Fest in Hohenau. Normalerweise finden sich 200-250 Besucher vorm Pfarrhof ein, um dann gemeinsam mit Blasmusik-Begleitung zur Kirche zu ziehen. Die Bauern tragen das Brot, den Wein, die Erntekrone und die Winzerkrone. Die Kinder tragen ihre selbst gebastelten Gestecke und kleine Körbe mit Früchten und Gemüse. Nach der Messe zieht man wieder zurück zum Pfarrhof, wo es dann unter anderem eine kleine Agape mit kalten Getränken, Wein und Aufstrichbroten, gespendet von den Bauern, gibt.

Dieses Jahr war alles anders.

Viele Menschen fanden sich nicht ein, zum Zug mit Erntekrone und Winzerkrone vom Pfarrheim zur Kirche. Rund 40 von den sonst 200-250 Besuchern wurden gezählt, davon rund die Hälfte jene, die dort sein „müssen“ und deren Familien. Gründe dafür gibt es viele: die Angst vor einer Corona-Infektion, die fehlende Agape oder vielleicht die Annahme, dass das Erntedankfest gar nicht stattfinden würde.
Obwohl – einige Personen, die man eigentlich erwartet hätte, waren nicht gekommen. Warum das so war, konnten wir leider nicht eruieren.

Hohenau ist ja ein wenig anders, was das Erntedankfest betrifft. Es wird nicht von den Bauern gestaltet, sondern von der Kirche. Bei den Ansprachen darf dann auch der SPÖ-Bürgermeister nicht fehlen. Dass dieser spricht, darauf besteht der polnische Pfarrmoderator Leszek Bednarczyk. Er hat das nocht nicht so mitbekommen mit der Säkularisierung hier in Österreich.

Nachdem der Bürgermeister aber nur bis zur Kirche mitgegangen ist, und sich aufgrund der Corona-Gefahr weigerte dem Gottesdienst in der Kirche beizuwohnen, entfiel dieses Jahr seine Rede.

Allerdings ließ der Pfarrmoderator den Ortsbauernratsobmann dann auch nicht sprechen, was einigen Besuchern sehr negativ auffiel. Und darum gibt es die Zeilen, die er für das Erntedankfest vorbereitet hat, hier zu lesen.

Geschätzte Damen und Herren!

Erntedank heißt Danke sagen. Es gibt gerade in diesem Jahr viele Gründe, Danke zu sagen: Danke vor allem, dass wir gesund sind und hier und heute zusammen feiern können.

Danke an den Herrgott dafür, dass wir die Menschen in unserem Land mit Lebensmitteln – also Mitteln zum Leben – versorgen können. Danke auch für die vielerorts reiche Ernte, die wir bis zum Sommer so nicht erwartet hätten – und die uns gezeigt hat:

An Gottes Segen ist alles gelegen.

Wir erleben heuer ein besonderes Jahr – ein Jahr, das bisher wie kein anderes gewesen ist. Ein Jahr, in dem Althergebrachtes wieder an Bedeutung gewonnen hat. Die Corona-Krise hat uns gezeigt, dass eine regionale Versorgung wichtig ist. Speziell dann, wenn wir an die Verfügbarkeit von Lebensmitteln oder das Vorhandensein von medizinischer Schutzausrüstung denken. Corona hat uns auch gezeigt, dass nicht alles, was wir heute für selbstverständlich halten, auch morgen noch so selbstverständlich ist.

In der Krise ist vielen der Wert unseres täglichen Brotes bewusst geworden.

Sie haben wieder Zeit dafür gefunden, einmal selbst Brot zu backen und es in der Familie geteilt. Jeder kann in seinem eigenen Bereich die Lehren aus dieser Krise ziehen und wieder der Regionalität beim Einkauf den Vorrang geben. So, wie man es früher gemacht hat. Viele haben wieder an ihre Vorräte gedacht, sie haben also in die Vergangenheit und in die Zukunft gedacht.

Mit ist es ein besonderes Anliegen, heute jenen Danke zu sagen, die im Hintergrund ihrer Aufgabe nachkommen und so für unser täglich Brot sorgen. Ich möchte jenen danken, die ohne viel Aufhebens ihrer Aufgabe nachkommen. Man vergisst es leider immer wieder, jenen zu danken, die nicht auffallen und doch verlässlich ihre Aufgabe erfüllen.

Man dankt oft nur jenen, die sich selbst laut zur Schau stellen oder sich nach vorne drängen.

Wir sollten bedenken: nicht die Lauten halten unser Leben aufrecht, sondern die vielen unscheinbaren Menschen im Hintergrund erhalten uns am Leben.

Denken wir an die fleißigen Hände der Landwirte.

Sie erst ermöglichen durch die Aussaat der Körner eine neue Ernte zur Versorgung der Menschen. Nicht Einzelne, oder die Regierung, oder die Gemeinde, oder andere: sondern die Gemeinschaft der Landwirte macht eine Ernte möglich. Sie macht Lebensmittel möglich.

Unserem Berufsstand, den Bauern, ist das langfristige Planen in die Wiege gelegt worden. Dieses langfristige Planen sollte nicht nur in der Landwirtschaft ganz selbstverständlich sein. Wir wissen, dass nur ein rücksichtsvoller Umgang mit der Natur und mit dem Menschen auf lange Sicht unsere Zukunft sichert.

Das verbindet auch die Landwirtschaft mit unserer Glaubensgemeinschaft.

Ich hoffe, dass wir so ein Stück Heimat mitgeben können, und dass wir diese Verbundenheit mit unserer Region nicht nur in dieser schweren Zeit, sondern auch darüber hinaus bewahren.

Herbert Bartosch


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