SPÖ. Aufräumen und Gas geben.



Anläßlich der Gemeinderatswahl 2020 habe ich alle Parteien, die in Hohenau an der March kandidieren, um ein Interview gebeten.


Wolfgang Gaida, amtierender Bürgermeister und Spitzenkandidat der SPÖ Hohenau, war sofort bereit zum Chat via Facebook Messenger.

Einige Passagen dieses Interviews haben sich auf Forderungen der anderen Parteien bezogen und sind teilweise bei diesen und den jeweiligen Themenbereichen zu finden.

Es ist nicht einfach.
Wenn der Spitzenkandidat gleichzeitig Bürgermeister ist, ist es nicht unbedingt eine „g’mahde Wies’n“. Ganz im Gegenteil. Da wird ganz genau hingeschaut. Und wenn seine Partei noch dazu die absolute Mehrheit im Gemeinderat hat, kann er sich nicht rausreden, dass irgendjemand etwas verhindert hätte. Denn: er hat es ja in der Hand. Er und „seine“ Gemeinderäte. Da hat es die Opposition schon leichter. Sie können leicht Vorschläge machen und Forderungen stellen.

Die Bäume sind weg.
Grosse Aufregung gab es in letzter Zeit wegen der vielen Bäume, die gefällt wurden. Nicht nur im Liechtensteinpark, sondern auch in der Kirschenallee oder zum Beispiel in der Augasse. Die Grünen Hohenau haben sich mit diesem Thema im Wahlkampf sehr ausführlich auseinandergesetzt.
Nun möchte ich gerne wissen, sind es tatsächlich die von den Grünen kolportierten 1.200 Bäume, die in Hohenau auf Gemeindegrund stehen, und wie sieht es mit der Zählung für den Baumkastaster aus?

Die Bäume wurden auch begutachtet.
Wolfgang Gaida erklärt dazu: „Die Zählung ist durch. Wir haben mit 1.200 Einzelbäumen auf Gemeindegrund mehr als alle anderen Gemeinden in der Region (Schnitt 800). Die Bäume wurden aber nicht nur gezählt, sondern auch begutachtet.“
Wie ging das vor sich und wie geht es jetzt weiter, will ich wissen. „Es waren zwei Mitarbeiter der Bundesforste durchgehend, und zur Verstärkung hie und da noch drei weitere Mitarbeiter, in unserer Gemeinde unterwegs, um die Zählung und die Begutachtung vorzunehmen. Wir haben nun vorliegen, welche Maßnahmen getroffen werden müssen, und haben jene mit höchster und hoher Priorität auch gleich beauftragt. Das waren ganz wesentliche Trendwenden: Baumkataster und laufende Pflegemaßnahmen, die zu einem gesunden Baumbestand in unserer Gemeinde führen.“

Für mich heisst das, dass hier offensichtlich lange Zeit vorher nichts oder zu wenig zur Pflege des Baumbestandes getan wurde, oder einfach nur vereinzelt vorgegangen wurde. Nun scheint hier zwar ein radikaler Schnitt vorgenommen worden zu sein, dieser war aber offenbar dringend notwendig, damit einerseits keine Gefahr von kranken Bäumen ausgeht und andererseits ein gesunder Baumbestand gewährleistet ist und auch wieder Neues Grün entstehen kann. Wo liegt dann das Probelm der Grünen? Wolfgang Gaida vermutet: „Genau das ist es wahrscheinlich, was den Grünen nicht gefällt und deshalb ziehen sie dagegen ins Feld. Sie haben ja beim Bürgerstammtisch Darstellungen und Maßnahmenblätter aus dem Baumkataster gesehen.“

Wirtschaftspark am Agrana-Gelände.
Die Volkspartei schlägt vor, auf einem Teil des AgranaGeländes einen Wirtschaftspark zu errichten. In diesem Zusammenhang wird auch die Agentur ecoplus genannt. Wie sieht es hier aus – gibt es Chancen, dass sich in Zukunft Betriebe in Hohenau ansiedeln könnten? Wolfgang Gaida sagt dazu: „Ja, unbedingt. Ich arbeite daran und bin nicht erfolglos. Sehr gerne sage ich später einmal etwas dazu. Man muss im Interesse des Standorts nicht alles im Wahlkampf ausschlachten. Diese Forderung der ÖVP gibt es schon ewig. Mich würde interessieren, ob sie (Anm.: die ÖVP) überhaupt schon einmal ernsthafte Gespräche geführt haben, um von der Agrana Grundstücke dafür zu bekommen.“

Schulstandort in Gefahr?
Die Volkspartei Hohenau hat in ihrer letzten Aussendung den Schulstandort Hohenau zum Schwerpunktthema gemacht. Dabei ging es nicht nur um die Sorge, dass die Volksschule in die NMS übersiedeln sollte, sondern es wurde auch die Qualität des Unterrrichts in der NMS in Frage gestellt.
Wolfgang Gaida meint dazu: „Ich fand es mehr als unpassend, unsere Schulen öffentlich so negativ darzustellen. Das hat nicht einmal in einem Wahlkampf etwas verloren, schon gar nicht unmittelbar vor den Schuleinschreibungen für’s nächste Schuljahr. Diese Vorgangsweise ist sehr ärgerlich und wirklich nicht dienlich. Für andere Unterrichtsformen und Bildungsangebote möge sich die ÖVP Hohenau doch bitte an ihre Kollegen im Land Niederösterrich wenden. Dieser Bereich liegt nämlich nicht in unserer Zuständigkeit, also jener der Gemeinde, und passt nicht in den Gemeinderatswahlkampf. Dafür ist das Land Niederösterreich, also der NÖ Landesschulrat zuständig, nicht die Gemeinden. Und für das Bildungssystem allgemein ist der Bund zuständig.“

Persönliche Maßnahmen zum Klima- und Umweltschutz.
Hier möchte ich doch mehr wissen. Womit heizt Wolfgang Gaida zuhause? „Ich heize mit Erdgas. Das war zu der Zeit, als ich mein Elternhaus umgebaut habe, der letzte (auch umweltbewusste) Schrei: Weg von Strom oder Öl, ein Brennwertgerät gehört in jedes Haus. Mittlerweile ist es wieder anders, und ich bin stolz auf die Lösung im March-Thaya-Zentrum, wo eine Pelletsheizung geplant war, und wir auf meinen Wunsch hin umgeplant haben, und nun Erdwärme nutzen, und zum Betrieb der Pumpe eine Photovoltaik-Anlage verwenden. Ökologischer geht’s nicht.

Zum Abschluss interessiert mich noch, was Wolfgang Gaida ganz persönlich für den Klimaschutz macht. „Ich fahre innerorts so gut wie alles mit dem Fahrrad. Ich versuche auch bei anderen das Bewußtsein dafür zu wecken. In meinem Garten habe ich viele heimische Gehölze. Der Garten hat auch die Plakette von „Natur im Garten“ verliehen bekommen. Meine Familie und ich achten beim Einkaufen sehr auf die Schonung unserer Umwelt, wenn es um die Produktauswahl geht. Auf Gemeindeebene habe ich mit meinem Team eine Trendwende herbeigeführt: wir möchten in Zukunft keine schädlichen Substanzen ausbringen und für eine Begrünung mit standortgerechten und standortgeeigneten Pflanzen sorgen.

Ich bedanke mich bei Wolfgang Gaida, dem Spitzenkandidaten der SPÖ Hohenau, für das Interview.

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Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Anonymous

    Schade, dass du nicht zu dem angeblich vorhandenen Gutachten für die gefällten Bäume im Park genauer nachgefragt hast. Im Zuge des Baumkatasters konnten sie ja leider nicht mehr begutachtet werden.

    ÖVP und FPÖ haben sich neu aufgestellt, die Grünen treten das erste Mal an. Wenn ich könnte würde ich allen dreien eine Stimme geben.

    Hohenau braucht eine starke Opposition!

  2. Anonymous

    Zitat: und zum Betrieb der Pumpe eine Photovoltaik-Anlage verwenden

    Stimmt gar nicht, wird mit Strom aus dem öffentlichen Netz (EVN) versorgt!

    1. Danke für diesen Hinweis.. Bürgermeister Wolfgang Gaida hat im Interview am 23.1.2020, das über den Facebook Messenger stattgefunden hat, geschrieben: „…und ich bin stolz auf die Lösung im March-Thaya-Zentrum, wo eine Pelletsheizung geplant war und wir umgeplant haben mit Erdwärme und zum Betrieb der Pumpe eine Photovoltaik-Anlage …“ Jetzt interessiert mich natürlich sehr, warum die von ihm angekündigte Photovoltaik-Anlage nicht realisiert wurde. Hier werde ich nachfragen. LG Birgit

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